Mit der groß anÂgelegten AusstelÂlung von James RosenÂquist (1933–2017) stellt das MuÂseÂum LudÂwig die Werke dieÂsÂes beÂdeuÂtenÂden KünÂstlers der amerikanischen Pop Art deziÂdiert im KonÂtext ihrÂer kulÂturellen, sozialen und poliÂtischen DiÂmenÂsion vor. In der ZusamÂmenÂschau mit teilÂweise noch nicht öfÂfentlich präsenÂtierten ArchivunÂterÂlaÂgen, vom KünÂstler als QuelÂlenÂmaÂteÂrial bezeichÂneten ColÂlaÂgen und vielen der zuÂgrunde lieÂgenÂden OrigÂiÂnalanzeiÂgen aus alÂten Life-MagÂaziÂnen wird ein hisÂtorischÂer KosÂmos erÂschlossen. Denn die BildfinÂdÂunÂgen von James RosenÂquist reÂsulÂtierten in großem Maße aus seinem ausÂgeÂsprochÂeÂnen InÂteresse an den geÂsellschaftlichen und poliÂtischen EreigÂnisÂsen seinÂer Zeit.
Ein gutes Beispiel hiÂerÂfür ist die beeinÂdruckÂende RauÂminÂsÂtalÂlaÂtion F-111, eine der IkoÂnen der Pop Ära. RosenÂquist schuf sie 1964-65, inÂmitÂten eines der poliÂtisch turÂbuÂlenÂtesten JahrzehÂnte der USA. Als HauptÂmoÂtiv wählte er das KampfÂflugzeug F-111, die sich daÂmals in der EnÂtwickÂlung befinÂdÂende neueste HochtechÂnoloÂgieÂwaffe, und komÂbinierte es in verÂstörenÂder Weise mit Bildern amerikanischen AllÂtÂagskonÂsums. Das Gemälde umÂschÂließt die BeÂtrachter*inÂnen von allen SeitÂen. In eingeÂbautÂen AluÂminiÂumÂpanÂelen geÂspiegelt, werÂden sie selbst Teil des Werkes und sind aufgeÂfordert zu hinÂterÂfraÂgen, was sie seÂhen. Neben dieÂsem SchÂlüsÂselÂwÂerk aus der SammÂlung des MoÂMA präsenÂtiert die AusstelÂlung mit Horse BlinÂders (1968-69) und HoriÂzon Home Sweet Home (1970) erÂstÂmals geÂmeinÂsam alle drei RauÂminÂsÂtalÂlaÂtioÂnen, die RosenÂquist für die leÂgÂendäre CastelÂli Gallery schuf.
Das BeÂstreben, die BeÂtrachter*inÂnen in das Bild hineinzuzieÂhen, sie viÂsuell und phÂyÂsisch, emoÂtioÂnÂal und inÂtellektuell zu inÂvolvieren, spricht auch aus dem dreitÂeiliÂgen WerkensemÂble The SwimÂmer in the Econo-mist, das RosenÂquist 1997–1998 für BerÂlin schuf. Auf dem über 27 MeÂter lanÂgen HauptÂgemälde werÂden PiÂcasÂsos GuerÂniÂca wie auch anÂdere VerÂsatzstücke eiÂgenÂer und kollekÂtivÂer Geschichte und IdenÂtität in einem verÂstörenÂden ZeitÂstrudel erÂfasst, der rasÂante UmÂbruchÂsiÂtÂuÂaÂtioÂnen nicht nur deutschÂer IdenÂtität verÂbildlicht.
Die AusstelÂlung verÂfolÂgt den zenÂtralen AsÂpekt des „EinÂtauchens ins Bild“, wie der KünÂstler es selbst nenÂnt, und biÂetet gleichzeitig eiÂnen breÂit anÂgelegten ÃœberÂblick des SchafÂfens von James RosenÂquist. Die colÂlageÂhaften Gemälde der 1960er-Jahre, aus deÂnen deutÂlich RosenÂquists Herkunft als PlakatÂmaler rieÂsiger WerÂbeÂflächen am Times Square spricht, sind gleicherÂmaßen zu seÂhen wie biÂoÂgraÂfisch moÂtivierte Bilder der 1970er-Jahre oder VeÂrarÂbeiÂtunÂgen kosÂmischÂer RaumÂphänomene in großÂforÂmatiÂgen späteren GemälÂden.
James RosenÂquist hat Konzept und Werkauswahl diesÂer AusstelÂlung noch selbst auÂtorisiert und den EnÂtwickÂlungsprozess von BeÂginn an beÂgleitÂet. Nun wird dies die erÂste große MuÂseÂumÂsausstelÂlung als HomÂmage an den am 31. März dieÂsen Jahres verÂsÂtorÂbeÂnen KünÂstler. Neben ArÂbeitÂen der eiÂgeÂnen SammÂlung und großzügiÂgen LeiÂhÂgaben von James RosenÂquist selbst werÂden wichtige Werke aus Museen wie dem MoÂMA und dem GugÂgenÂheim MuÂseÂum in New York, dem CenÂtre GeÂorges PompiÂdou in Paris oder dem ModÂerÂna Museet in StockÂholm gezeigt.
Die AusstelÂlung wird von der Peter und Irene LudÂwig StifÂtung, der TerÂra FounÂdaÂtion for AmerÂiÂcan Art sowie der GeÂsellschaft für ModÂerne Kunst am MuÂseÂum LudÂwig unÂterÂstützt. Die ResÂtauÂrierung des Werks Horse BlinÂders wird erÂmöglicht vom MinÂisÂteriÂum für KulÂtur und WisÂsenÂschaft des LanÂdes NorÂdrhein-WestÂfalen sowie der WüstenÂrot StifÂtung. Im AnÂschÂluss wird die AusstelÂlung im ARoS Aarhus KunÂstÂmuÂseÂum in DäneÂmark zu seÂhen sein.
KuÂraÂtoren: Stephan DiedÂerich, YilÂmaz Dziewior