Es wurde erzählt, dass man gesund wird, wenn man nur im Schatten eines Holunderbaumes einschläft. Schon die Bauern wussten, dass man vorm Holunder den Hut ziehen sollte. Für sie war der Holunder heilig, wie kein anderer Baum. Im späten Frühling blüht der Holunder wunderschön. Die Wälder ziehen ihr Hochzeitskleid an. Der Holunder blüht mit seinen weißen, herrlich duftenden Blütenständen an allen Waldrändern. Seinem Zauber kann man sich kaum entziehen und auch Menschen mit wenigen Kenntnissen über Heilkräuter kennen den wohlschmeckenden Sirup und den Holundersekt, die aus den Holunderblüten hergestellt werden.
Wenn ein Baum beschädigt ist, wartet man, bis er wieder austreibt, wie hier auf dem linken Bild. Er entscheidet selbst, wenn er sterben will, aber meist, ja fast immer, kommt unweit an anderer Stelle, ein neuer Strauch. Ich selbst kann das bezeugen. Nachdem ein alter Holunder vor meinem Fenster seinen Geist auf gab und ich darüber sehr traurig war, entstanden lange unbemerkt von mir, 2 neue Büsche, die dieses Jahr ganz üppig blühen und die Welt ist wieder in Ordnung.
Das Umhacken eines Holunders galt im Mittelalter als sicherer Tod. Holunder gehörte in jeden Hausgarten. Hippokrates empfahl Holunder gern als gynäkologisches und harntreibendes Mittel. Die Blätter wurden als Umschläge bei Geschwüren und Entzündungen verwendet und ein aus den Wurzeln gewonnener Wein sollte gegen Wassersucht und Schlangenbisse helfen. Frauen benutzen die schwarzen Beeren zum Haare färben. Bei Steinzeit- Ausgrabungen in der Schweiz wurden sogar in Speiseresten Holundersamen nachgewiesen. Also wurden bereits sehr früh die Genüsse von Holunder genutzt.
Es ist schwierig einen Holunder zu pflanzen, denn das gelingt nur, wenn der Baum selbst einverstanden ist. In manchen Gärten entdeckt man plötzlich einen Holunderstrauch, den man gar nicht gepflanzt hat. Derjenige der in seinem Garten einen Holunder hat, kann sich glücklich schätzen, denn der Holunder sucht sich seinen Standort selbst aus. Er will sich in seiner Umgebung wohlfühlen. Die Menschen, zu denen er sich gesellt, beschützt er und bei Bedarf, heilt er sie durch seine Blätter, Blüte, Früchte und Wurzeln wenn man der Überlieferung Glauben schenkt. Diese sagt auch, dass man einen Holunder nicht umsetzen oder gar fällen darf, denn das bedeutet großes Unglück.
Normalerweise braucht man den Holunder nicht gezielt anbauen, weil er sich in Gärten häufig von selber ansiedelt. Früher war man sogar der Meinung, dass man den Holunder nicht anpflanzen sollte, sondern dass man ihm die Chance geben sollte, sich seinen Platz selbst zu suchen. Doch was tut man, wenn in der heimischen Gegend nicht soviele wilde Holunder-Bäume wachsen, dass ihre Abkömmlinge von selbst in den eigenen Garten kommen?Dann spricht aus heutiger Sicht nichts gegen den gezielten Holunder-Anbau.
Die Pflege bestehender Holunder-Bäume ist einfach, doch ihre Anzucht ist relativ kompliziert. Holunder liebt die Nähe zu menschlichen Siedlungen, das vereinfacht den Anbau im Garten. Der Holunder toleriert die meisten Boden-Arten, am liebsten ist ihm jedoch ein lehmiger Boden, aber auch auf sehr kalkreichem Boden gedeiht der Holunder. Ein sonniger Standort wird vom Holunder bevorzugt, auch die Früchte profitieren vom Sonnenlicht, aber man kann den Holunder auch an halbschattigen Standorten pflanzen. Da der Holunder bis zu 7 Meter hoch und sehr breit werden kann, sollte man ihm einen Platz geben, an dem er sich ausbreiten kann. Im Umkreis des Holunders haben die meisten anderen Pflanzen Probleme zu gedeihen. Daher sollte man den Holunder nicht direkt am Gemüsebeet anbauen.
Man muss schon ganz nahe heran gehen, um in den Dolden die winzig kleinen Sternchen zu erkennen. Erst wenn der Strauch verblüht und die winzigen Blüten dann auf glatter Unterfläche liegen, erkennt man den Zauber, dem man sich nicht entziehen kann.
In einigen Wochen werden aus den kleinen Blütchen saftige, lila-schwarze Beeren, aus denen herbe Marmeladen und der gern getrunkene Holundersaft hergestellt wird. Aber Vorsicht, roh kann man diese Früchte nicht genießen, denn sie enthalten Gerbstoffe, die der Magen schlecht verträgt. Ich weiß von was ich rede!
Hier eine Dolde, kurz bevor sie reif ist.
Der Name des Holunders geht auf die germanische Muttergottheit der Holda zurück. Sie war es, die das Leben der Pflanzen und Tiere beschützte und sogar die Menschen von Krankheiten heilen konnte. Als schützender Hausgeist wohnt sie im Holunder und ihr zu Ehren wurden häufig Opfer gebracht.
Der Name der Göttin Holda geht auf das Wort „hold“ zurück. Die eigentliche Bedeutung ihres Namens war „Die Leuchtende, bzw. die Strahlende“. Sie war eine lichtbringende Muttergöttin, eine weise und gütige Frau, die den Menschen auf Erden gleichzeitig die Güte von Mutter Erde und das strahlende Licht des Himmels näher brachte.